Autor Thema: The Boss oder der Unfangbare  (Gelesen 3017 mal)

Offline Markus_Saarland

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The Boss oder der Unfangbare
« am: 01 September 2013, 18:58:36 »
Da das Fischen dies Jahr berufsbedingt sehr kurz geraten ist, hatte ich den Entschluss gefasst,
falls ich frühzeitig wach sein sollte, mal wieder paar Würfe am Vereinsweiher zu machen. 
Und so wie es der Zufall will, war ich um 6 schon wach, schnell nen Kaffe weggeschlürft
und ne kippe gepafft.  Dann ab ans Wasser. 

Unser Vereinsweiher liegt zum Glück nur 5 Autominuten von mir entfernt.  Dort angekommen,
bewunderte ich erstmal die wunderschöne Idylle. Das Wasser war glatt wie nen Babypopo
und es lag ein herrlicher Nebel über dem Wasser.
Wir reden hier nicht von einem 0815 Weiher mit 10x10 Meter, sondern der ist schon ordentlich.
Man braucht  schon paar Gehminuten um das Teil zu umrunden.

Also ich an meine gewohnte Stelle, meinen Lieblingsköder Lunker City Shaker in Bubblegum aufgezogen
und raus mit dem Teil. Wie das so nunmal ist beim Fischen, hat man keinen Erfolg an der Stelle so
wandert man weiter oder wechselt den Köder. In meinem Fall war es erstmal die Stelle.
Auch dies blieb erfolglos.

Also nen Griff in die Köderbox und da war er, mein bisher ungefischter Keitech Swing Impact in 3,8“.
Absolut geil das Teil wie es sich im Wasser bewegt. Diese Wahl sollte belohnt werden.
Ich konnte innerhalb kürzester Zeit 2 gut genährte Hechte Landen.
Dann wurde es wieder was ruhiger.

So beim Einholen ist mir eine Stelle am Weiher aufgefallen, wo ständig Luftblasen aufstiegen.
Hatte mir erst nichts bei gedacht, da aus Erfahrung an Weihern es des Öfteren immer Krebse waren.
Aber was solls. Hab einfach den Köder zwei  Mal durch das Blasenmeer geführt und dann zack,
blieb ich hängen.

Ein Hänger dachte  ich und meine Laune ging in den Keller. Da bin ich wie ein kleines Kind,
den man den Lolli wegnimmt, wenn ich nen Hänger hab und am besten dann noch den Köder verliere.
Ist nicht gut für den Geldbeutel und auch nicht für die Natur. 
Ist ja nix Neues  das im Wasser immer wieder Äste sind, worüber sich jeder Angler natürlich freut^^.

Wie man das so macht, zog ich einfach heftig an der Schnur, in der Hoffnung,  dass dieser sich dann lösen würde.
Was dann geschah ist schwer in Worte zu fassen. Das war ein Erlebnis wie in so einem Monsterfischfilm.

 :schock:
Ich weiß auch nicht genau was passierte aber ich war echt beeindruckt. Ich hatte das Gefühl,  das ich
einen Torpedo gehackt hatte und beim Ziehen an der Schnur versehentlich den Auslöser betätigte.
Urplötzlich schoss irgendwas los und riss mir fast die Rute aus der Hand.

Ich habe die Bremse immer ein wenig auf, da ich weiß, dass im Weiher kapitale Hechte und Zander sind.
Das Vieh zog Schnur, auch nachdem ich die Bremse komplett dicht gemacht hatte.  Was war das denn?
Es machte auch keinen Terz oder schlug Haken sondern schoss einfach schnurstracks nach Vorne und
holte mir Meter um Meter Schnur von der Rolle.
Scheiße dachte ich, nicht jetzt noch den Sprengmittelräumdienst anrufen.

Dann ließ er mal kurz nach und ich konnte wieder etliche Meter an Schnur gewinnen. Mir war sofort klar,
ich hatte die Legende aus dem Weiher am Haken. Den unfangbaren Monsterhecht.
Er wurde schon zahlreich gehakt aber keiner konnte ihn bisher landen. Der wahre Boss am Weiher.

Ich hatte letztes Jahr ein ähnliches Kaliber am Haken.
Der hatte ca. 1,20 Meter und  hat nicht so eine Arbeit gemacht wie dieses Exemplar.
Wenn das letztes Jahr die Big Mama war, dann war das hier bestimmt die Mutter aller Mütter.
Ich weiß nicht wie lange das Spiel ging, der zog wie sonst war und wollte mir keinen Meter Schnur schenken.
Ich wusste jetzt schon, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Nicht wegen meinem Gerät sondern
weil dieser Fisch ein wirklich ernstzunehmender Gegner war, der sich auch nicht besiegen lasse wollte.

Mittlerweile hatten sich einige Leute um mich rumversammelt, die Morgens mit ihrem Hund dort unterwegs sind.
Die dachten sich wohl, was macht der Irre dort bzw. was macht der Fisch mit dem armen Mann.
Da ich wusste das ich diesen Kampf verlieren werde, hofft ich zumindest das ich ihn einmal vor die Augen bekommen würde.
Da war ich aber noch weit von entfernt. Der wollte einfach nicht nach oben kommen. Und dann passierte das,
was passieren musste.  Er schwamm ins Dickicht.

Trotzdem wollte ich nicht aufgeben.   :angry:

Der stand darin als ob er einen Anker ausgeworfen hatte.  Also gut, konnte ich auch mal verschnaufen.
Aber nur kurz, denn das ganze Spiel fing wieder von vorne an.  Der machte mit mir was er wollte.
Der schoss wie ne H9 durchs Wasser. Ich hatte langsam das Gefühl, das der Fisch mich verarschen wollte.
Er hatte mittlerweile ja auch schon ein Publikum und es war seine Show.
Ganz richtig, seine Show denn dieser Fisch machte mich zum Affen.

Das ganze Spiel ging bestimmt schon 30 Minuten so, bei mir gefühlte 2 Stunden. Endlich war es dann soweit,
das Ende nahte. Nicht sein Ende, sondern das Ende dieses Duells. Er schwamm wieder Richtung Dickicht.
Um dieses zu verhindern, griff ich in die Rolle. So konnte er keinen cm mehr an Schnur gewinnen.
Der konnte auch ziehen wie er will, aber ich wusste, dass meine Geflochtene standhalten würde.
Zahlt sich eben aus eine Schnur auf der Rolle zu haben als wenn man auf Schwertfisch gehen würde^^
Auch er bemerkte wohl das das Ende der Fahnenstange erreicht war und das Blatt sich gewendet hatte.
Schien aber ein schlechter Verlierer zu sein, denn er gab nochmals Gas, machte einen Wahnsinns Satz aus
dem Wasser und spuckte den Haken im Flug aus.
Was war das schon wieder?
Wollte er mir nur beweisen, dass ich von Anfang an chancenlos war und  er nur mit mir gespielt hat.
So wie mit vielen Anderen vor mir auch?
Anscheinend wollte er, dass ich ihn zumindest einmal sehe, damit ich mich auch so richtig ärgern konnte.

Mit diesem Fisch wäre ich nicht nur in die Vereinsgeschichte eingegangen sondern hätte mich auch auf
irgendeiner Fischhitparade wiedergefunden. Der Fisch hatte nach Schätzungen und ohne zu Übertreiben
eine Länge von ca. 140-150 und war so fett gefressen, das er ohne Probleme als Wal hätte durchgehen können.

Ein tolles Erlebnis mit bleibenden Eindrücken.
Eine Geschichte die bei Vereinstreffen bestimmt immer wieder gerne erzählt wird.
:-)

Offline Luke

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #1 am: 01 September 2013, 19:06:35 »
 :freude: :freude: :freude: :freude: :freude: :freude:
Auch wenn wir kein direktes Petri sagen dürfen, dennoch,
echt toll erzählt !!!!
Habe beim lesen mitgelitten.

Klasse.  :freude:
Grüße
Luke

HAIko

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #2 am: 01 September 2013, 21:18:33 »
Sehr schöner Bericht !  :freude: :freude:

Offline hinkelstein

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #3 am: 02 September 2013, 08:51:53 »
Ein echter Roman, könnte Moby Dick Konkurrenz machen! Genau die richtige Lektüre zum Frühstück;-) Und nun? Ich will aaaaannnnngggeeellllnnnn, darf aber nicht;-)

Offline Mekongwels

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #4 am: 02 September 2013, 09:40:45 »
Das sind die Sternstunden!
Man muss den Fisch nicht unbedingt fangen um sehr viel Freude beim Angeln zu erlangen!
Super geschrieben! :freude:
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Offline klostermann

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #5 am: 02 September 2013, 21:15:59 »
Sehr schöner Bericht !

Offline Markus_Saarland

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #6 am: 03 September 2013, 17:54:26 »
der fang wäre ja das highlight aber mir reicht sogar schon ein biss oder drill(ohne landung) für ein erfolgserlebnis.

Offline chucky

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Re: The Boss oder der Unfangbare
« Antwort #7 am: 03 September 2013, 20:08:36 »
der fang wäre ja das highlight aber mir reicht sogar schon ein biss oder drill(ohne landung) für ein erfolgserlebnis.
Das hat bestimmt Spaß gemacht.  :d-hoch:
Das merkt man beim lesen.
Schön.  :-)