Nachdem wir uns in einem
Kurztest bereits mit den wesentlichen Funktionen von Garmin
Quickdraw beschäftigt haben, soll es nun etwas genauer zugehen.
Dazu haben wir uns eine relativ gut definierte Testumgebung ausgesucht.
Als Testbasis dient uns die Seekarte der Landesverwaltung, dargestellt auf einem Lowrance HDS.
Das gewählte Gebiet ist etwa 90 m lang und geht im Schnitt 70 m in den See hinein. Wie in
oberen Bild zu erkennen ist, weicht die amtliche Karte im Uferbereich von der Realität etwas ab.
Unsere Uferlinie wurde sehr genau per Hand und GPS-Gerät erfasst, insofern ist entweder der
Wasserstand zum Zeitpunkt der Kartenerstellung abweichend, oder es wurde (wie so oft) eine
Uferlinie aus dem Luftbild erzeugt. Da hier Bäume am Ufer stehen, sind Fehler vorprogrammiert.
Innerhalb des Testgebietes wurden nun drei Szenarien ausgewählt:
1. Uferparallele Schleifen, mit ca. 15 m mittlerem Schleifenabstand, relativ eng gezogen
2. Uferparallele Schleifen, mit ca. 25 m mittlerem Schleifenabstand, weiter auseinander gezogen
3. Schleifen, senkrecht zum Ufer gezogen, mit mittlerem Schleifenabstand von ca. 25 m
Die Szenarien 1-3 in der Übersicht, mit deren Bewegungsmuster im Luftbild:
Szenario 1
Uferparallele Schleifen, mit ca. 15 m mittlerem Schleifen- abstand, relativ eng gezogen
| | Szenario 2
Uferparallele Schleifen, mit ca.25 m mittlerem Schleifenabstand, weiter auseinander gezogen
| | Szenario 3
Schleifen, senkrecht zum Ufer gezogen, mit mittlerem Schleifen- abstand von ca. 25 m
|
Globale Ansicht
....mit definiertem Gebiet
| | Globale Ansicht
....mit definiertem Gebiet
| | Globale Ansicht
....mit definiertem Gebiet
|
Man sieht hier teilweise deutliche Differenzen zur realen Bodenstruktur.
Im Vergleich dazu ein Blick in Reefmaster.
Dazu wurde mit einem HDS die Tracklinie von Szenario 1 abgefahren.
Die geloggten Daten stellen sich in RM wie folgt dar:
Projektansicht, Lowrance HDS-Log
Usermap-Ansicht (auf Isobaths gestellt), Lowrance HDS-Log
Bei Reefmaster deckt sich die angezeigte Struktur besser mit der realen Bodenstruktur.
Das Farbschema wurde einfach aus RM entnommen - es sind jedoch sehr viel mehr farbliche
Tiefenabstufungen möglich, als die bisher maximal 10 bei Garmin Quickdraw.
Um optisch besser zu vergleichen, wurde die Farbpalette im RM
in etwa an die in Garmin gewählten Farben angepasst:
Zusammenfassung der Ergebnisse.Gleich vorweg - es geht bei diesem Test nicht darum, einen Testsieger zu ermitteln!
Dazu müsste man sehr genau die wirkliche Tiefenstruktur als Referenz ermitteln.
Dies würde einen sehr hohen technischen Aufwand bedingen,
den wir jedoch gar nicht leisten wollen und können.
Es geht mehr darum, bestimmte Unterschiede und eventuelle Schwachstellen zu ermitteln.
Unsere Hinweise richten sich an die Macher von Garmin mit der Bitte, die Testergebnisse zu
bedenken und ggf. in Quickdraw-Updates einzuarbeiten. Ferner sollen Nutzer von
Garmin-Quickdraw auf mögliche Fehlerquellen ihres eigenen Handelns hingewiesen werden.
Generell muss uneingeschränkt festgestellt werden,
dass man mit Quickdraw recht passable Karten herstellen kann. Das Interpolationsverfahren ist nicht bekannt, aber aus den Abbildungen kann eine
Zellgröße der Interpolation von etwa 5 m abgeleitet werden, sicherlich ein guter
Kompromiss zur Rechenleistung des Gerätes. RM hat 1 m und damit natürlich ein
grafisch besseres Bild, was aber nicht entscheidend ausfällt.
Welche Probleme können bei Quickdraw auftreten?- Das unseres Erachtens beste Ergebnis der Quickdraw-Karten untereinander und im Vergleich
zu einer fremden Referenz bietet Szenario 1. Bei engen Schlaufen, so ufernah wie möglich
beginnend (direkt am Schilfgürtel), entsteht eine sehr brauchbare Karte. Szenario 2 hat wegen
der Uferferne des Logbeginns Probleme mit flacher werdenden Bereichen. Wer an ufernahen Strukturen Interesse hat, sollte dies unbedingt beachten. Am schlechtesten fällt Szenario 3 aus,
denn es unterstellt eine wellige Bodenstruktur, die in der Realität nicht zutrifft. Zumindest im ufernahen Bereich sollte nicht wie in Szenario 3 verfahren werden.
- Ganz entscheidend für die Qualität der Karte ist folglich die Art und Weise des Datenloggens.
Eine gute Grundlage dafür kann der Anleitung in diesem Forum entnommen werden. Zumindest der ufernahe Bereich sollte uferparallel aufgenommen werden. Ein weiteres uferparalleles
Fahren der Logschleifen scheint besser zu funktionieren als eines senkrecht zum Ufer (spielt
sicherlich weitab vom Ufer keine Rolle mehr). Man sollte auch möglichst enge Schleifen fahren,
konkret 15 m, besser 10 m oder weniger. Mit dieser Vorgabe entfernt man sich schon etwas
von der üblichen Anglernutzung. Dennoch ist dieser Hinweis erforderlich.
- In allen drei Testszenarien hat Quickdraw Probleme mit dem unmittelbaren Ufer.
| | Dies liegt daran, dass man keine Uferlinie oder Inseln als Clip-Polygone festlegen kann, gegen die dann eine Interpolation läuft. Diese werden folglich "überflutet", also als Wasser angezeigt, wo längst Land wäre. Dies wird sicherlich schon anvisiert, denn immerhin kann man solche Elemente in Garmin-Geräten erzeugen. Es wäre aber besser, diese in das Gerät impor- tieren zu können, nachdem man sie vorher im PC erzeugt hat.
|
Das ginge viel schneller als mit den Tasten am Gerät, wie die als gpx-Trackdatei
importierte Testregion belegt. Noch leichter wären Polygone z. B. aus Google Earth,
man hätte außerdem gleich geschlossene Polygone, was die Interpolation verbessert.
Mapsource oder Homeport können unseres Wissens nach nur offene Tracklinien erzeugen.
Keines der Szenarien schafft eine Tiefenfläche von 0 bis 1 m aufzubauen (obwohl diese
voreingestellt war), vermutlich eine Schwäche der fehlenden Interpolation gegen
Ufer/Insel und gleichzeitig der nicht befahrbaren Flachbereiche (Schilfgürtel).
- Die Tiefenwerte der Tiefenlinien werden in aus Fuß umgerechneten gebrochenen Meterwerten
dargestellt (sofern auf metrisch gestellt wurde), für europäische Hirne ein gewisses Problem.
Die Schriftgröße ist nicht veränderlich. Leute mit Augenproblemen können die sehr kleinen Zahlen
und die noch viel kleineren Zehntel nicht so recht erkennen. Der Cursor/Mauszeiger ist mit den
Tiefenlinien verbunden und damit mit den umgerechneten Fußwerten. Damit kann man besser die
Tiefe erkennen, aber diese Option ist eben mühselige Handarbeit.
- Die Begrenzung der Tiefenlinien auf Fuß = rund 30 cm kann bei steil abfallenden bzw. stark
strukturierten Gewässern zu einem sehr verwirrenden Linienwirrwarr führen (dafür gibt es gute
Beispiele). Anzuraten wäre es, die Anzahl der einblendbaren Tiefenlinien regelbar zu gestalten
(z. B. 0,5, 1, 2, 5, 10 m Abstände).
- Die Anzahl der Farben für Tiefenflächen ist auf 10 begrenzt. Dies ist schon mal ganz hilfreich,
ließe sich aber vielleicht erhöhen. Zudem könnten die verfügbaren Farben variabler gestaltet
werden, weil man attraktive Paletten mit den 17 vorhandenen Tönen nur schwer hinbekommt.
Hilfreich wäre beispielsweise eine variable Farbpalette wie seit jüngerer Zeit bei einigen
Lowrance Geräten im Zusammenhang mit IG-Karten.
Auch die Tiefenflächenzuordnung sollte von der Anzahl möglicher Tiefenflächen her anpassbar sein.
So kann man in RM für die HDS-Geräte leicht 30 bis 40 Farbabstufungen kreieren und es
werden zukünftig inkl. Transparenz noch deutlich mehr möglich werden.
- Da man nicht an die aufgezeichneten Daten herankommt (höchstens separat als gpx über RM),
kann man keine fehlerhaften Logpunkte löschen.
Diese kamen im Test nicht vor, wären aber aus Praktikersicht zu beachten.
- Man kann zwar Gerätewegpunkte setzen, aber in Quickdraw selbst sind keine
Kartenwegpunkte möglich, also solche, die nur in Verbindung mit der Karte auftauchen.
Andere Mitbewerber (bei weitem nicht alle) lassen dies zu.
Insgesamt sehen wir unsere Ergebnisse aus dem Kurztest bestätigt:
Ein großes Plus für den Nutzer und damit Lob an Garmin für das Feature Quickdraw.
Unbestreitbar ist Quickdraw ein großer Vorteil, wenn man seine Karte quasi sofort zur
Verfügung haben muss/will. Dies ist revolutionär (abgesehen von Autochart) und kann wirklich
einen Vorteil für Garmin darstellen, vor allem aufgrund der beschrifteten Tiefenlinien. Wenn noch ein paar Änderungen vorgenommen werden und kleine Problemchen damit abgestellt
werden, könnte Quickdraw nicht nur gut gelungen, sondern sogar richtig gut werden.