POL-KN: Erfreulicher Rückgang der Diebstähle von Außenbordmotoren
und Sportbooten in Deutschland - Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität
identifiziert gestohlene Motoren und hochwertige Motor- und Segelyachten
Göppingen (ots)
(Hinweis: Die ist eine Mitteilung im Auftrag des Polizeipräsidiums Einsatz/Göppingen.
Rückfragen bitte ausschließlich an die unten angegebene Andresse)
Das Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität Baden-Württemberg (KBK) bei
der Wasserschutzpolizeistation Konstanz, das dem Polizeipräsidium Einsatz
mit Sitz in Göppingen angegliedert ist, nahm vor 20 Jahren seine Arbeit auf.
Die zunächst drei Ermittler leisteten eine europaweit beachtete Aufbauarbeit,
die mit der Sammlung von Informationen über die Herstellerkennzeichnung
maritimer Gegenstände und dem Aufbau eines eigenen Archivs begann.
Es folgten die Erstellung einer eigenen Recherchedatenbank - der
umfangreichsten ihrer Art in Europa -, der Aufbau eines nationalen und
internationalen Fahndungsnetzwerks und die regelmäßige Schulung von
Kontrolleinheiten im In- und Ausland. Die von Anfang an europäisch
ausgerichtete Arbeit führte bereits ab 2005 zu mehreren
Unterstützungseinsätzen des KBK im Ausland. Diese Einsätze häufen sich
mittlerweile. So unterstützte das KBK im Jahre 2019 bei zwei im Rahmen
eines EU-Projekts angelegten, großen und sehr erfolgreichen Kontrollaktionen
in Montenegro vor Ort bei der Identifizierung maritimer Gegenstände.
Seit 2020 fungiert das KBK als offizieller Ansprechpartner für Frontex, soweit
es um die Abklärung maritimer Gegenstände geht. In dieser Funktion waren
die Fahnder im Oktober 2020 bei einer europaweit angelegten Großfahndung
mit 22 teilnehmenden EU-Staaten gefordert. Die Bilanz: Zwei sichergestellte
Motorboote, ein Jetski und fünf Außenbordmotoren.
Die aktuell vier Ermittler des KBK erhielten im Jahre 2020 deutlich weniger
Anfragen im Rahmen von Kontrollen als in den Vorjahren, was sich auch in
den Sicherstellungswerten niederschlug. Zeitweise Grenzschließungen und
scharfe Grenzkontrollen wirkten sich auf die Reisetätigkeit der überwiegend
international agierenden Tätergruppen aus. In den Monaten April und Mai,
in denen die Grenzen komplett geschlossen waren, wurden nur 15 bzw. 18
gestohlene Motoren in die Fahndungsdatei aufgenommen. Diese Monate
gehörten in den Vorjahren bereits zur "Hauptsaison" der Diebe mit jeweils
rund 100 Diebstählen.
Dennoch gelang es in Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen in
Deutschland und sieben europäischen Ländern insgesamt 28 Sportboote,
fünf Jetski, 76 Außenbordmotoren und elf Bootstrailer im Gesamtwert
von 1.957.000 Euro sicherzustellen.
Als besonders vorteilhaft erwies sich hierbei das Netzwerk,
über das sich Fahndungsaufrufe schnell und direkt an den
Grenzen im europäischen Raum verbreiten lassen.
So wurde das KBK am Vormittag des 06.10.2020 von der zum Polizeipräsidium
Offenburg gehörenden Polizeistation Lichtenau darüber informiert, dass in der
vorausgegangenen Nacht bei einem Bootshändler ein Jetboot Chaparral Vortex
243 VRX mit auffälliger grüner Lackierung mitsamt Trailer vom Gelände
entwendet wurde. Noch am Vormittag erstellte das KBK ein bebildertes
Fahndungsblatt und verschickte es über das Netzwerk an die Grenzdienststellen.
Um die Mittagszeit des 07.10.2020 meldete sich ein kroatischer Grenzbeamter
beim KBK und teilte mit, dass ihm das auffällig lackierte Boot vom Fahndungsblatt
am kroatisch-serbischen Grenzübergang Bajakovo aufgefallen war. Mit weiterer
Unterstützung konnten schließlich Sportboot und Trailer im Wert von 55.000 Euro
eindeutig identifiziert und sichergestellt werden.
Die beiden bulgarischen Täter wurden in Haft genommen.
Ein anderes Beispiel: Am 23.10.2020 um 13.56 Uhr bat ein Kollege der Fahndungsgruppe
Leipzig das KBK um Unterstützung. Im Marinahafen in Dresden wurden vier
Außenbordmotoren mit 25-50 PS entwendet. Es gab einen Hinweis auf das Transportfahrzeug,
einen Mercedes-Benz Vito. Bereits um 14.13 Uhr versendete der KBK-Fahnder eine
Sofortfahndung mit Hinweis auf das Fahrzeug. Einer der Empfänger war ein vom KBK
geschulter ungarischer Grenzbeamter, der eigentlich frei hatte, als er die Nachricht erhielt.
Er informierte umgehend seine Kollegen an der ungarisch-rumänischen Grenze bei Naglac.
Nur wenige Minuten später, um 15.20 Uhr, fuhr das Fahrzeug dort vor. Alle vier Motoren im
Gesamtwert von 15.000 Euro wurden sichergestellt und die Täter festgenommen.
Die Vermögenswerte, an deren Sicherstellung die Fahndungseinheit in den 20 Jahren ihres
Bestehens maßgeblich beteiligt war, summieren sich auf über 44 Mio. Euro. Hinzu kamen
sogenannte Beifänge, wie zum Beispiel Pkw, Motorräder, E-Bikes, Fahrräder, Baumaschinen,
aber auch außergewöhnliche Artikel wie Trompeten und Reitsättel im Gesamtwert von ca. 1,5 Mio. Euro.
Nebenbei unterstützte das KBK inländische Polizeidienststellen bei Vermögenabschöpfungen
in einer Gesamtsumme von noch einmal 1,2 Mio. Euro.
Mit deutschlandweit 149 entwendeten Sportbooten wurden im vergangenen Jahr knapp 17%
weniger Bootsdiebstähle gegenüber 2019 registriert. Gemessen an den "Boomjahren" 2014
und 2015 mit 280 und 278 Booten ist das ein überaus erfreulicher Rückgang um 47%.
Noch deutlicher ist der Abwärtstrend bei den Diebstählen von Außenbordmotoren.
Nachdem 2019 bundesweit noch 795 Außenbordmotoren in die Fahndungslisten aufgenommen
wurden, ging die Anzahl der neu erfassten Bootsmotoren 2020 um 32% auf insgesamt 541 zurück.
Gemessen am "Boomjahr" 2016 ist das sogar ein Rückgang um 62%!
In Baden-Württemberg bestätigt sich das insgesamt niedrige Niveau der letzten Jahre mit
zehn Booten in 2020, auch wenn 2019 nur sieben Boote zu verzeichnen waren. Im bundesweiten
Trend liegt der Rückgang bei den Motoren von 32 in 2019 auf 20 Motoren in 2020.
Der Bodenseeraum: Die Bodenseeanrainer meldeten für 2020 nur zwei entwendete Boote in der
Schweiz sowie zwei 6 PS Außenbordmotoren und zwei Boote am Baden-Württembergischen Ufer.
Der Gesamtschaden liegt unter 5.000 Euro.
Die Gesamtschadenshöhe im Deliktsbereich Bootskriminalität in Deutschland beträgt 2020 knapp 5 Mio. Euro.
Neben gezielten Beutezügen durch gut organisierte Banden, die durchaus auch fabrikneue Motoren
aus Lagerhallen entwenden, gibt es aber ebenso das Phänomen, dass Täter ihre "Reisekasse" durch
den Diebstahl einzelner Außenbordmotoren aufbessern. Das Diebesgut lässt sich auch hierzulande
leicht über das Internet verkaufen und so warnen die Fahnder vor "faulen" Angeboten im Internet.
Gestohlene Außenbordmotoren sind zum Teil mit professionell gefälschten Seriennummern versehen.
Aber auch gestohlene Sportboote werden im Netz mit auf den ersten Blick plausiblen Historien angeboten.
Vorsicht ist immer geboten, wenn Dokumente fehlen und die Vorgeschichte unklar ist.
Um die Bürger davor zu schützen, Diebesgut zu kaufen und sich dabei womöglich selbst strafbar zu machen,
bieten die Ermittler des KBK an, das Wunschobjekt vor dem Kauf überprüfen zu lassen. Dieses Angebot gilt
auch für Bürger aus der Schweiz und Österreich. Anfragen können telefonisch (+49 7531 5902-300) an das
Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität gerichtet werden.
Unter folgendem Link der Polizei Baden-Württemberg steht ein Flyer mit der Darstellung
von Risiken und Hinweisen zum Kauf eines gebrauchten Sportbootes zum Download zur
Verfügung:
https://praevention.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/20/2016/10/faltblatt_bootskauf.pdfDie Polizei weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass nach deutschem
Recht an gestohlenen Gegenständen kein Eigentum erworben werden kann, selbst wenn
der Gegenstand bei einem Händler gekauft wurde!
Eine gängige Masche: Betrüger ködern Interessenten durch extrem günstige Preisangebote.
Angeblich befindet sich das Kaufobjekt im Ausland, soll jedoch nach einer Vorauszahlung für
den Transport vor die Haustür des Interessenten zur Besichtigung geliefert werden. Es wird
versprochen, dass bei Nichtgefallen ohne Risiko und unter Rückerstattung der Transportkosten
vom Kaufvertrag zurückgetreten werden kann. Geht der Kaufinteressent auf die Forderung ein,
ist er sein Geld los - das für ihn vermeintlich gute Geschäft findet jedoch nie statt.
Die Transportmasche funktioniert aber auch in die andere Richtung: Ein Kaufinteressent meldet
sich bei einem seriösen Anbieter und macht die Vorauszahlung für den Transport zur Bedingung
für den Abschluss des Geschäfts.
Die Kreativität der Betrüger ist schier unerschöpflich.
Sie verweisen auf Links von scheinbar existierenden oder auch seriösen Spediteuren
oder Bootshändlern aus dem Ausland, bei denen das Boot angeblich zu besichtigen ist.
Sie verwenden gescannte, evtl. verfälschte Pässe und Bootsurkunden.
Falsche oder betrügerisch erlangte echte Kontodaten verstärken das Gefühl,
dass der Verkauf stattfinden wird und das Gegenüber seriös ist. Manchmal
geht es den Betrügern auch nur darum, an persönliche Daten zu kommen.
Wichtige Hinweise der Polizei:
- Gehen Sie mit persönlichen Daten bei Internetangeboten äußerst
sparsam um.
- Übermitteln Sie nie gescannte persönliche Dokumente wie
Reisepass, Bootsurkunden usw. Sie können sicher sein, dass Ihre
Dokumente bei den nächsten Aktionen der Betrüger in irgendeiner
Form verwendet werden, um andere damit zu täuschen!
- Übermitteln Sie NIEMALS Ihre Bankdaten!
- Kontaktieren Sie das KBK, wenn Sie beim Boots-/Motorenkauf oder
-verkauf unsicher sind. Häufig sind die von den Betrügern
verwendeten Kontaktdaten bereits bekannt.
- Werden Sie selbst zum Fahnder und nutzen Sie unsere Plakataktion
mit den Abbildungen gesuchter Boote. Sie finden das Plakat
(derzeit noch Ausgabe 2019) auf der Internetseite der Polizei
Baden-Württemberg unter
https://praevention.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/20/2016/10/plakat_gestohlene_boote.pdf Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Einsatz
Telefon: (07161) 616-1222 E-Mail: goeppingen.ppeinsatz@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/Rückfragen bitte an:
i.A. Uwe Vincon
Polizeipräsidium Konstanz
Pressestelle
Telefon: 07531 995-1010
E-Mail: konstanz.pp.sts.oe@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/Original-Content von: Polizeipräsidium Konstanz, übermittelt durch news aktuell
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