| | Frostzander mit Dropshot
Es ist jetzt gut 4 Jahre her, dass ich zum ersten Mal mit meiner Drop Shot Rute an einem kleinen, relativ flachen Kanal in Norddeutschland stand. Es war Anfang Dezember, das Thermometer zeigte um die 0°C an und der erste Schnee war gefallen. Ursprünglich war mein Plan mit kleinen DS Ködern hübsch gezeichnete Winterbarsche zu überlisten. Nachdem nach ein paar Stunden so rein gar nichts ging und dann auch noch gegen 16:30Uhr die Dämmerung einbrach, hatte ich eigentlich schon ans Einpacken gedacht.
Die Stachelritter bei Dunkelheit ? Wohl eher nicht, schließlich ist der Barsch als Augenräuber eher ein Freund von Helligkeit. Ein paar Würfe wollte ich dennoch noch machen, obwohl es mittlerweile stockdunkel war. Nur die Laternen der Brücke, unter der ich stand, warfen ein paar Lichtstrahlen auf das langsam fließende Wasser. So zuppelte ich gemächlich das Drop Shot Blei mit dem kleinen Fin-S Fischchen von Lunker City über den Boden und machte immer wieder kurze Pausen und lies die Strömung den Rest erledigen. Mit meinen Gedanken war ich längst zuhause, als mir plötzlich ein kräftiger Schlag fast die Rute aus meiner durchfrorenen Hand schlug. Das war kein Barsch!
Bei dem Biss war sofort klar, dass es sich um einen guten Zander handeln musste, der sich für meinen kaum bewegten Köder am Brückenpfeiler interessiert hat. Nach einem typischen kurzen Zanderdrill lag ein richtig fetter Zander in den Maschen meines Keschers. Gute 70cm! Da waren die Barsche schnell vergessen…ebenso das heimische Wohnzimmer. In der nächsten halben Stunde konnte ich noch zwei Attacken und einen Zander Mitte 60cm verzeichnen. Dann war die Beißzeit abrupt zu Ende und ich musste schließlich wirklich den Heimweg antreten. Alle Bisse kamen dann, wenn ich den Köder richtig lang hab stehen lassen.
Ein paar Tage später bin ich wieder an den besagten Kanalabschnitt gefahren, um zu sehen, ob die Bissfrequenz reiner Zufall war. Zudem muss ich sagen, dass mir das Gewässer schon einige Zander bei Tage beschert hat, aber nie in der Größe. Also stand ich wieder zur gleichen Uhrzeit und gleicher Temperatur an meinem vermeintlichen Hotspot. So lange es hell war wiederholte sich das Spiel. Kein Biss, kein Anzeichen von Aktivität. 17:00Uhr; der Köder steht mal wieder völlig ruhig auf der Stelle und nur die kaum merkliche Strömung verleiht dem Köder ein leichtes Zucken. Einschlag!
Wie aus dem nichts durchfährt es mich wie ein Stromschlag und die Rute krümmt sich gewaltig. Nach kurzem Drill liegt der nächste Vampir in den Maschen des angefrorenen Keschers. Es konnte kein Zufall sein und war es auch nicht. In den kommenden Jahren bin ich immer wieder an „meinen“ Abschnitt gefahren und habe verschiedene Stellen ausprobiert. Immer zu dem Zeitpunkt, wo das Wasser im Winter kurz vor dem Gefrieren stand, bekam ich zu einem bestimmten kurzen Zeitfenster meine Zander… meist nach dem Einbrechen der Dunkelheit. An die Barsche, die ich eigentlich fangen wollte, denke ich seit dem schon lange nicht mehr.
Sobald es jedoch etwas wärmer wurde, schienen sich die Zander wieder im Kanal zu verteilen und die Bisse blieben aus. Zudem war zu beobachten, dass eine leichte Strömung den Bissen zuträglich war, sobald das Wasser fast stand wurde es ebenfalls schwieriger (Der Kanalabschnitt ist Schleusenbeeinflusst). Zudem waren die befischten Stellen etwas tiefer als der restliche Kanal, vielleicht gerade einmal 30-50cm machten den Unterschied. Scheinbar war hier das Wasser eine Idee wärmer.
Das verwendete Equipment brauche ich Euch eigentlich gar nicht näher zu erläutern. Eine Simple Drop Shot Montage mit kleinen No Action Ködern und los geht’s. Natürlich habe ich es auch mit gejiggten shads probiert, dies habe ich aber ziemlich schnell wieder sein lassen, da der stehende DS-Köder um Längen besser war. Sicher, die Angelei ist nicht sonderlich durch Action geprägt, wenn man dick eingepackt im Schnee steht und die Köder im Zeitlupentempo zu sich heran bewegt und immer wieder bis zu 1 Minute stehen lässt, aber wenn dann der unerwartete Biss durch den Blank knallt ist es alles andere als langweilig.
An dem von mir beschriebenen Gewässer funktioniert diese „Methode der Langsamkeit“ im Übrigen nur bei den erwähnten Frostbedingungen. Das war immer den Dezember durch, ab Januar ist dann bei uns Schonzeit und ich kann mich wieder schnelleren Methoden, wie dem Meerforellenangeln an der Küste widmen. Positiver Nebeneffekt der winterlichen Angelei in der Dunkelheit, meist steht man völlig allein am Wasser und das Trotzen gegen Schnee und Graupel, durchgefrorene Hände und kalte Füße lohnt sich! So konnte ich mir meine schönsten „Weihnachtsgeschenke“ selber machen….in Form von goldenen Frostzandern!
Stephan Mohr
|